Mit 150 gegen die Wand!

Jeder macht sein Ding. Jeder verwirklicht sich. Jeder lebt seinen ganz persönlichen unvergleichlichen Lebenstraum…

Wie unsere Nachbarn. Wochentags in der Früh wartet Papa Herbert schon nervös im Family Van. Seine Finger klopfen hektisch gegen das Lenkrad und sein Kopf läuft rot an. Die Kinderleins müssen schließlich in den Kindergarten und in die Schule gebracht werden. Die 500 Meter zum Kindergarten könnten locker auch per Pedes oder mit dem Roller bewältigt werden. Aber gut. Es hilft nichts, so ein Van will, nein muss, bewegt werden, sonst bekommen die Bremsen Rost ab. Wozu hat er auch das teure Auto geleast. Also rein mit den Kindern ins Auto, schnell durch die 30er Zonen düsen und die Kinder vor der Schule und dem Kindergarten herauslassen. Nachdem man sie gebracht hat, staut der Herbert sich in die Arbeit. Wie alle anderen auch. Ein weiser Mensch hat einmal gesagt:

„Wer sich ein Auto kauft, kauft sich den Stau mit.“

Der Herbert nutzt den Stau für wichtige Telefonate. Im Sommer sogar bei offenem Autofenster und Schiebedach. Für alle zum Mithören. Dann ab ins Büro. Sein Auto parkt der Herbert ganz hinten am Firmenparkplatz, also beinahe wieder zu Hause. Dann gibt es Morgensport im C&A Anzug. Der Weg vom Parkplatz zum Bürostuhl dauert 10 Minuten. Da müsste eigentlich, zwecks Zeitersparnis, ein E-Scooter her. Im Büro angekommen fährt der Herbert seinen Computer hoch, checkt die Emails und redet mit den Kollegen. Um Punkt 12 Uhr ist Mittagessen in der Kantine. Am Nachmittag noch ein paar sinnlose Besprechungen, dann wieder rein ins Auto und die Kinder abholen.

Und was gibt’s am Nachmittag? Stau. Wieder wichtige, nervenaufreibende Telefonate bei offenem Fenster. Vor dem Kindergarten parkt Herbert am Gehsteig. Gerade so weit weg von der Hausmauer, dass kein Kinderwagen mehr vorbeikommt. Aber eine junge Passantin, die bei Heidi Klubs TV Show mitmacht, noch mit Mühe. So ein Familiy Van mit Schiebetür ist super. Schnell rein zum Kindergartenkind und dann weiter zum Nächsten.

Wieder dasselbe Procedere. Allerdings das auf dem am Gehsteig parken geht hier blöderweise nicht so gut, weil da schon drei andere Autos stehen. Also schnell rauf auf den, glücklicherweise freien, Behindertenparkplatz. Schnell rein das Kind holen und zum anderen dazusetzen. Dann noch flott zum Einkaufen fürs Wochenende. Endlich Wochenende. Wie das klingt. Zeit für sich und ein paar wirklich sinnvolle Telefonate mit Kollegen, ein Treffen mit Freunden und einen Besuch am Golfplatz. War sonst noch was? Nein. Alles im grünen Bereich.

Jeder macht sein Ding. Jeder verwirklicht sich. Jeder lebt seinen Traum. Auch der Herbert. Oft denke ich mir… bin ich nicht auch ein bissl wie der Herbert? Manchmal sogar recht viel Herbert. Zu viel. Oder?

Verdammt… ich muss jetzt weiter… meine Mails checken.
Schönes Wochenende.